Für das Wochenende ist sonniges und kaltes Wetter angesagt; kurzfristig entschlossen fahren wir am Samstag um 14 Uhr nach Kals, wo wir am Sonntag das Schönwetterfenster für eine Besteigung des Glockners nutzen wollen.
Um 5 Uhr starten wir im Dunkeln mit schweren Rucksäcken vom Lucknerhaus: Als wir knapp nach 7 Uhr bei der Stüdlhütte ankommen, sehen wir bereits 2 Seilschaften, die im Winterraum der Stüdlhütte übernachtet haben, am Gletscher Richtung Adlersruh aufsteigen. Wir gehen bis zum Anseilpunkt am Gletscher und machen dort eine erste kurze Rast und geniessen trotz der Kälte von ca. minus 15 Grad die herrliche Berglandschaft. Danach geht es zügig weiter bis zur Erzherzog-Johann- Hütte, wo wir um ca. 10Uhr15 ankommen. Wir sind trotz des Neuschnees gut unterwegs und freuen uns nach einer kurzen Pause auf den letzten Teil der Tour.
Am Glocknerleitl sind einige heikle eisige Stellen zu überwinden bevor es durch sehr tiefen lockeren Schnee den letzten Steilaufschwung zum Grat hinaufgeht. Der Aufstieg durch den tiefen, grundlosen Schnee ist sehr anstrengend und man muss bei jedem Schritt erst einen sicheren Stand suchen, um nicht abzurutschen. Vor uns ist eine Fünferseilschaft, die den Ausstieg aus der Rinne sichert, sodass wir sehr lange warten müssen, bis wir letztendlich auf den Grat aufsteigen können. Der Grat selbst ist aufgrund des Neuschnees extrem rutschig und unter dem Neuschnee ist der Fels sogar teilweise mit Eis bedeckt, sodass wir wie auch die Gruppe vor uns den gesamten Anstieg sichern müssen. Dadurch zieht sich das letzte Stück natürlich endlos dahin und wir sind fast 3 1/2 Stunden von der Adlersruh unterwegs, bis wir endlich den Gipfel erreichen. Der Ausblick vom Gipfel, den wir heute nur mit ganz wenigen anderen Bergsteigern teilen müssen, entschädigt für den extrem kräfteraubenden Anstieg.
Nach einer halbstündigen Pause geht´s dann wieder runter, wobei sich auch der Abstieg durch die schwierigen Verhältnisse extrem in die Länge zieht. Schließlich ist es fast 5 Uhr, bis wir wieder von der Erzherzog-Johann-Hütte aufbrechen und in raschen Tempo, zuletzt bereits wieder mit Stirnlampen um 7 Uhr wieder unser Auto beim Lucknerhaus erreichen. 14 Stunden nach Aufbruch geht damit eine insgesamt sehr anstrengende und aufgrund der winterlichen Verhältnisse schwierige aber auch besonders lohnende Tour glücklich zu Ende. Nach einer Dusche sowie ausgiebig Essen und Trinken fahren wir noch am selben Tag zurück und sind um ca. 2 Uhr nachts wieder zuhause.